26. November 2025
Gemeinsam Zukunft gestalten
Wirtschaftstreffen Plau am See: Fachkräfte, Bildung und Standortentwicklung im Fokus
„Plau am See – wirtschaftlich stark, nachhaltig und lebenswert“ – unter diesem Leitgedanken trafen sich am 13. November über 50 Gäste aus Wirtschaft, Bildung, Verwaltung und Politik zum diesjährigen Wirtschaftstreffen. Eingeladen hatten Bürgermeister Sven Hoffmeister und Wirtschaftsförderin Corinna Thieme in die Aula der Schule am Klüschenberg.
Aufgrund einer Fußverletzung übergab Sven Hoffmeister die Moderation an Jan Nissen (Appelhoff Plau am See), der mit seinem offenen und dialogorientierten Stil einen Abend prägte, der von Fragen, Rückmeldungen und lebhaften Diskussionen getragen wurde. Bei einem Imbiss von Bine’s Backstube aus Karow wurden Gespräche zudem in der Pause und im Anschluss vertieft.
Wirtschaftsstandort Plau am See – heute und morgen
Bürgermeister Hoffmeister gab zunächst einen Überblick über die aktuelle wirtschaftliche Lage. Trotz seiner überschaubaren Größe weist Plau am See mit über 500 aktiven Gewerbebetrieben und einem Drittel sozialversicherungspflichtig Beschäftigter eine robuste Wirtschaftsstruktur auf. Der Tourismus bleibt mit über 300.000 Übernachtungen (Stand: 30.09.2025) weiterhin eine tragende Säule der lokalen Wirtschaft. Gleiches gilt für die Gesundheitswirtschaft, die jedoch zunehmend unter Fachkräfte- und Fachärztemangel leidet, insbesondere in Kinderheilkunde, Augen- und Hautmedizin.
Auch Handwerk, Industrie und Handel prägen die wirtschaftliche Vielfalt. Gleichzeitig stehen viele Unternehmen vor mehreren Herausforderungen:
- Fachkräftemangel
- Knappheit an bezahlbarem Wohnraum für Arbeitskräfte
- steigende Anforderungen durch Digitalisierung, neue Regularien und Nachhaltigkeitsauflagen
- unzureichende öffentliche Verkehrsanbindungen
„Plau am See soll ein Ort sein, an dem Arbeiten, Wohnen und persönliche Entfaltung im Einklang stehen“, betonte der Bürgermeister. Zu den kommunalen Maßnahmen zählen die Vermarktung neuer Gewerbeflächen, die Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung, der Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Mobilität sowie ein zukunftsorientierter Ansatz für Tourismus, Mobilität und Stadtentwicklung.
Berufsorientierung im Fokus – Schüler, Eltern und Unternehmen im Dialog
Was hält junge Menschen in Plau am See und der Region? Neben hoher Lebensqualität geht es vor allem darum, Ausbildung und berufliche Perspektiven direkt vor Ort zu ermöglichen. Das gemeinsame Konzept „Ich möchte in Plau am See arbeiten!“ knüpft genau hier an.
Seit Anfang 2025 arbeiten Wirtschaftsförderin Corinna Thieme, Schulleiterin Anja Wilde, Schulsozialarbeiterin Andrea Vienhues und Berufsorientierungsbeauftragte Gundula Menzel eng zusammen. Gemeinsam haben sie ein Berufsorientierungskonzept entwickelt, das den Schülern einen noch detaillierten Blick auf mögliche Berufe/Studien ermöglicht. Neu eingeführt wurde beispielsweise der Praxislerntag (siehe unten). Zudem wird erstmals auf großem Wunsch hin seitens der Plauer Unternehmer, eine Jobbörse in Plau am See stattfinden (nähre Informationen folgen im Text). Ziel ist es, Schüler:innen frühzeitig mit lokalen Betrieben zu vernetzen und ihnen praxisnahe Erfahrungen zu ermöglichen – von den ersten Orientierungsphasen bis zur konkreten Berufswahl.
Elemente des Berufsorientierungskonzepts:
- Klasse 5/6: Vorstellung elterlicher Berufe, Besuch der Kinder-MELA, Exkursionen zu Bauernhof, Imkerei, Pferdehof und Fischerei, freiwillige Teilnahme am Girl’s & Boys‘ Day.
- Klasse 7: Girls’ & Boys’ Day, Berufe-Entdeckertour, Berufswahlparcours (Bundesagentur für Arbeit), betriebliche Exkursionen, Vorträge von Berufspraktikern.
- Klasse 8: Girls’ & Boys’ Day, Betriebspraktikum (2 mal 5 Schultage), Betriebsbesichtigungen, Betriebscasting.
- Klasse 9: Praxislerntag (wöchentlich über ein halbes Jahr), Praktikum (2 mal 5 Schultage), Betriebsbesichtigungen, Besuch der „Vocatium“ (Messe für Ausbildung und Studium in Schwerin), Bewerbungstraining und Berufsberatung.
- Klasse 10: Berufsberatung, Betriebsbesichtigungen, AWT-Unterricht (Arbeitsrecht, Üben von Bewerbungsgesprächen, Auseinandersetzung mit individuellen Berufswünschen), Auszubildende (ehemalige Schüler:innen) berichten.
Das Branchenangebot für Praxislernorte ist in unserem Amtsbereich Plau am See weitreichend – deckt also ein weites Feld an Berufen ab. Sowohl für Praxistage und Praktika finden sich im Amtsbereich Plau am See für fast alle Branchen.
Weitere Bestandteile des Berufsorientierungskonzepts: Regelmäßig stattfindende Austauschformate, Informationen zu Praktikums- und Ferienjobangeboten…
Ferienjobs werden darüber hinaus direkt über Wirtschaftsförderin Corinna Thieme vermittelt, wodurch die Verbindung zwischen Schule, Stadt und Unternehmen zusätzlich gestärkt wird.
Weiterbildungspartner IBU – Institut für Berufsbildung und Umschulung
Fachkräftesicherung endet nicht mit der Schule. Ein starker Partner für Weiterbildung und Umschulung ist das IBU – Institut für Berufsbildung und Umschulung aus Neustadt-Glewe, vertreten durch Maren Meier, Hannah Rosenkranz und Cindy Mann.
Seit über 30 Jahren bietet das IBU Qualifizierungen und Umschulungen in allen Bereichen an. Die Maßnahmen werden dank AZAV-Zertifizierung durch die Agentur für Arbeit und dem Jobcenter oft sogar vollständig durch den Bildungsträger finanziert und tragen damit zur erheblichen Reduzierung der Personalkosten, beispielsweise in saisonal schwachen Zeiten, bei.
Durch Kooperationen mit regionalen Betrieben – darunter die Müritzfischer – entstehen praxisnahe Schulungsorte und berufliche Perspektiven für Quereinsteiger und Wiedereinsteiger.
„Über das IBU vermittelte Mitarbeitende fügen sich in den meisten Fällen hervorragend ein und bleiben langfristig im Betrieb“, bestätigte Dennis Marusch, Prokurist der Fischerei Müritz-Plau GmbH.
Gesundheitswirtschaft – Zukunft aktiv gestalten
Die Gesundheitswirtschaft ist eine der tragenden Branchen der Region, steht jedoch vor großen Herausforderungen – insbesondere beim Fachkräfte- und Fachärztemangel.
Das MEDICLIN Krankenhaus Plau am See, vorgestellt von Annette Liedtke und Catrin Grabow, reagiert mit modernen Ausbildungsformaten, digitaler Kommunikation (z. B. Reels, Kurzvideos) und enger Verzahnung von Theorie und Praxis. Der theoretische Unterricht findet derzeit in Plau am See und Parchim statt. Um die Ausbildung weiter zu stärken, hat sich MEDICLIN bereits erfolgreich als Schulstandort beworben.
Zudem unterstützt das Krankenhaus seine Auszubildenden – etwa bei der Unterbringung während der Ausbildung. Dass der Ansatz wirkt, zeigen die hohen Verbleibquoten: Viele Auszubildende bleiben nach ihrem Abschluss im Haus.
Jobbörse Plau am See am 27. Februar 2026 – praxisnah, vielseitig, regional
Erstmals findet die Jobbörse dank des Engagements von Corinna Thieme nicht in Lübz, sondern direkt in Plau am See statt.
Termin: 27. Februar 2025
Ort: Turnhalle der Schule am Klüschenberg
Uhrzeit: 8:00–16:00 Uhr (Vormittag: Schüler:innen, Nachmittag: Erwachsene)
Die Jobbörse bietet Einblicke in zahlreiche regionale Berufsfelder – Handwerk, Handel, Gesundheit/ Pflege, Gastronomie, Hotellerie, Landwirtschaft, Dienstleistungen aller Art und viele mehr.
Neu und besonders wirkungsvoll: Ein Speed-Dating-Format, bei dem Unternehmen und Schüler:innen in kurzen, strukturierten Gesprächen unkompliziert in Kontakt treten. Ein niedrigschwelliger, persönlicher und sehr wirksamer Weg, Interesse und Sympathien zu wecken – oft der Beginn eines Praktikums, eines Ferienjobs oder einer Ausbildung.
Unternehmen können sich direkt anmelden: c.thieme@amtplau.de
Netzwerke und Ausblick
Das Wirtschaftstreffen zeigte eindrucksvoll: Plau am See profitiert von starken Netzwerken. Schulen, Unternehmen, Wirtschaftsförderung und Verwaltung arbeiten erfolgreich zusammen – und die Dynamik nimmt weiter zu.
Mit der neuen Jobbörse, dem modernisierten Berufsorientierungskonzept, den zahlreichen Qualifizierungsangeboten und regelmäßigen Netzwerktreffen entsteht ein tragfähiges Fundament für die Fachkräftesicherung.
Gemeinsam werden so die Weichen gestellt für eine wirtschaftlich starke, gut vernetzte und lebenswerte Region Plau am See – einen Ort, an dem Lernen, Arbeiten und Leben im Einklang stehen.
Jutta Sippel


